Team-Motivation: Vom Fußball lernen
21. April 2010 von admin
Ein sehr schönes Beispiel, wie Team-Motivation in seinen Fundamenten funktioniert, gab es heute beim Champions-League-Halbfinale FC Bayern München gegen Olympic Lyon zu sehen. Nachdem Trainer Louis Van Gaal seinen Vorzeige-Goalgetter Arjen Robben mitten in dessen überragendem „Run“ um die 85. Spielminute auswechselte, verweigerte der dem Trainer vor lauter Unbill den Handschlag. Die Reaktion van Gaals war die einzig Richtige und ein Meisterstück struktureller Motivation.
In den ersten Monaten des Jahres 2010 ist die Fußball Champions League und da insbesondere die überzeugende Leistung des FC Bayern München schön anzusehen. Kein Zweifel, dass es die Moral eines heuer europäisch großen Teams ist, die den FC Bayern ins Halbfinale und ggf. darüber hinaus bringt. Auch kein Zweifel, das ein fußballerisch überragender Arjen Robben mit seinen vier Toren in acht Spielen die „Haupt-Verantwortung“ trägt für die Ergebnisse. Soviel zu den Schlagzeilen. Was aber steckt wirklich hinter einem solch nachhaltigen Erfolg?
Fußball ist Teamsport. Und die Erkenntnis, dass auch der überragendste Einzelspieler kein Match gewinnen kann, ist eine Banalität. Was aber ist die Kraft, die ein Team bildet? Der Kit, der aus einem Kollektiv wie einer Fußballmannschaft soviel herausholt, dass europäische Erfolge möglich werden? Es sind vor allem die Führungsqualitäten des verantwortlichen Trainers und damit des Leiters, Lenkers und Kapitän des Schiffs „Mannschaft“. Er hat dafür zu sorgen, dass sich ein Team formiert. Damit kommen wir zu der im Bayern-Spiel gesehenen Szene und dem darin deutlich werdenden Führungsverhalten eines Louis van Gaal.
Als Arjen Robben offensichtlich stocksauer vom Feld marschiert und van Gaal die Hand verweigert, tut dieser konsequent seinen Job. Er packt Halbgott Robben, von den Fans bewundert, auf der Höhe seiner Inszenierung und voller Adrenalin rüde am Arm. Er schreit ihn an, was ihm einfalle, seine Entscheidung auch nur in Frage zu stellen. Robben, noch immer auf 180 wird dadurch nicht zum Schoßhündchen, aber er widerspricht auch nicht, will vielmehr weiter laufen. Van Gaal aber zwingt seinen Schützling, stehen zu bleiben und ihm zuzuhören. Die Mimik verrät dass der Trainer sehr deutliche Worte findet gegenüber seinem subjektiv besten Mann. Danach entlässt ihn der Fußball-Lehrer und die Fernsehnation weiß ebenso wie die Mannschaft, wer der Herr über die Bank des FC Bayern ist.
Warum ist diese Szene so entscheidend im Rahmen von Teambildung und Team-Motivation? Wir meinen, weil es das wichtigste Moment effektiver Führung anschaulich macht. Der hier scheinbar „heilig zu sprechende“ Arjen Robben – er hat die Bayern quasi alleine ins Halbfinale geschossen – ist, sobald er sich über das Team, den Trainer oder die Gesamtziele erhebt, eine Gefahr. Van Gaal und jeder gute Anführer weiß: in dem Moment, in dem ein Trainer zulässt, dass sich ein Spieler über die Richtlinienkompetenz der Teamleitung erhebt, gefährdet er das Wichtigste: den Teamgeist und damit die übergreifenden Ziele. Das ist seine Hauptaufgabe, im Gesamtgefüge übrigens eben auch nur eine Rolle. Das Credo: Es gibt keine Stars und erscheinen sie noch so „groß“. Es gibt keine Sonderrollen und keine roten Teppiche. Und vor allem keine unmittelbare Widerrede bei klaren Entscheidungen. Auch wenn natürlich bei Trainer und Spieler Gefühle im Spiel sind. Entscheidend ist, dass sich alle einschließlich Trainer an die Regeln des „großen Spiels“ halten: Gefährde die Autorität des Anführers, dann gefährdest Du das ganze System. Ein stringentes „Merk-Dir-das“ und ein noch deutlicheres „Tu das nie wieder“ gegenüber Renitenten sind nichts anderes als Aufgabenbereiche des Anführers.