Das Paradigma des Steinmetzes
10. Januar 2017 von admin
Gerade hatte ich einen interessanten Mail-Austausch mit einem sehr guten Freund. Es ging um ein Projekt, das für ihn subjektiv trotz viel Aufwands keinen Nutzen bringt und das er daher beenden will. Eines steht fest, jeder hat eine eigene Strategie auf dem Weg zum ganz persönlichen Erfolg. Und das ist auch gut und richtig so, denn die Menschen sind zum Glück verschieden. Ich für meinen Teil bin überzeugt, dass die Strategie um die es geht, eine der besten überhaupt ist. Auch wenn sie Übung, viel „Try-und-Error“, ständigen Selbstzwang zur persönlichen Spitzenleistung und viel Geduld braucht.
In dem Zusammenhang dachte ich an eine alte Geschichte, die mir mal einer meiner Mentoren erzählt hat. Ich nenne sie das Paradigma des Steinmetzes und gebe Sie hier gerne in Form eines Dialogs zum Besten. Die beiden fiktiven Charaktere nenne ich Hans und Charlie:
Hans: „Ist der Typ irre? Der hat jetzt schon 653. mal mit seinem Vorschlaghammer auf den riesigen Felsbrocken gehauen und das Ding zeigt keine Regung.“
Charlie: „Das ist das Paradigma des Steinmetzes.“
Hans: „Wie bitte? Das sieht mir eher aus wie eine Beschäftigungstherapie.“
Charlie: „Nein, nein, das ist das Paradigma des Steinmetzes. Ziemlich klug.“
Hans: „Sechshundertfünfzig mal auf einen Stein zu hauen, der klar ersichtlich null Schaden nimmt? Schwielen an den Fingern. Durchnässte Klamotten. Was soll daran klug sein?“
Charlie: „Es ist sogar sehr klug. Der Mann ist Steinmetz. Er weiß, dass der Felsen seine Integrität verliert. Mit jedem Schlag ein bißchen mehr.“
Hans: „… jetzt sind es schon 658 … das ist doch beschränkt! Paradigma? Schwachsinn.“
Charlie: „Es ist seine Strategie. Etwas, dass er einmal als richtig erkannt hat. Das hat sein Lehrmeister ihm beigebracht. Und er glaubt daran, weil er es anderweitig schon zigfach beobachtet hat.“
Hans: „So ein Quatsch, gleich kippt der Typ um. Dann hat er’s.“
In diesem Moment – es muss der 678 oder der 679. Schlag gewesen sein – brach der vorher scheinbar unversehrte, drei Meter Umfang messende Felsen mit einem lauten Knirschen in der Mitte auseinander.
Und was ist die Moral von der Geschicht‘? Das Leben ist ein Marathon und kein Sprint nicht ;-).