Was Sie von Ihren eigenen Mustern und Gewohnheiten lernen können
23. September 2013 von admin
„Jetzt habe ich dem schon wieder zugesagt, dass ich ihm beim Umzug helfe. Und gestern habe ich diesen Text von Sebastian wieder nur wie ein pawlow’scher Hund auf Rechtschreibfehler korrigiert und völlig vergessen worum es dabei geht – dabei hatte er mich ausdrücklich gebeten ihm ein inhaltliches Feedback zu geben. Und warum habe ich eigentlich den seit zwei Wochen überfälligen Anruf bei Georg aufgeschoben um ihn an seine Schulden zu erinnern? Oh Mann, das steht jetzt hier jeden Tag auf meiner To-Do-Liste?!“ Kennen Sie das? Sie tun Dinge, die sie eigentlich gar nicht wollen. Zumindest richten Sie Ihre Handlungen nicht an Zielen aus oder dem was Sie im Ergebnis wollen. Warum eigentlich? Das liegt unter anderem an erlernten Mustern – auch Gewohntheiten oder Englisch patterns – und davon handelt dieser Beitrag.
Motivation hat immer auch etwas mit Zielen zu tun. Warum also, so könnte man sich fragen, handeln wir sehr häufig nicht im Sinne von Zielen, also dem was wir faktisch anstreben? Psychologen kennen diese Dynamik und sprechen von Mustern, nach denen Menschen aufgrund ihrer Sozialisation – manchmal zwanghaft – handeln. Das ist aber durchaus nichts Schlechtes – wenn man es durchschaut. Denn jedes Muster, so die Theorie, das ein Mensch praktiziert bzw. mit sich herum trägt hat er sich einmal unterbewusst angeeignet. Jedes Muster war demnach irgendwann – zu dem Zeitpunkt der Aneignung – nützlich und sinnvoll! Wir alle haben viele Muster und jeder vergeudet damit mehr oder weniger Kraft und Zeit diesen zu dienen .
Ein Beispiel: Mal angenommen die autokratische Erziehung eines despotischen Familienvaters habe dazu geführt, dass seine beiden Söhne sich Muster ausgesucht haben um damit klar zu kommen. Der eine hat ggf. das Mittel Anpassung gewählt und damit seinen Weg gefunden mit der Übermacht des Vaters umzugehen. Der andere ist von anderem Naturell und hat sich ggf. aufgelehnt in seiner unterbewussten Strategie. Nun, Anpassung war das vielleicht smartere Mittel mit „dem Druck von oben“ umzugehen. Wobei smart nicht heißen soll „intelligent“, den beides waren legitime Versuche, die je nach Persönlichkeitsstruktur der beiden kleinen Buben von diesen ausgesucht wurden. Die Auflehnung aber (zweifelsohne die stärkere und interessantere Methode) konnte nicht gelingen, da ein solch übermächtiger Vater das ggf. nicht hinnimmt. In seiner physischen, intellektuellen und psychischen Übermacht als Familienoberhaupt duldet dieser keinen Rebellen.
In der Folge könnte sich als Reaktion des „Auflehners“ ein weiteres Muster herausbilden, dass es ihm erlaubt mit der Situation für sich „intern gesund umzugehen“. Schließlich braucht er als kleiner Mensch irgendeine Art diese für ihn sehr schwierige Situation zu ertragen. Folgen könnte ein ständiges zwanghaftes Verhalten im Sinne von ‚Ich muss das jetzt tun, egal ob sinnhaft oder nicht‘. Gewissermaßen als Regel-Re-Aktion gegen die Vater-Doktrin, egal ob das klug, im herkömmlichen Sinne nachvollziehbar oder sinnvoll. In der Draufsicht also ein im landläufig gesellschaftlichen Sinne pathologisches Verhaltensmuster, das der Betroffene dann auch – ggf. unbewusst – in Jugend, Adoleszenz und im Alter weiter lebt. Das einst sinnvolle Muster aus der Kindheit ist im Erwachsenen-Kontext völlig sinnlos geworden, nur denkt der ehemalige Rebell unterbewusst, dass es nach wie vor notwendig und sinnvoll sei.
Interpretation: Jedes noch so gesunde oder gesellschaftlich als pathologisch angesehene Muster war einst ein sinnvolles Programm um mit einem Umstand klar zu kommen, der zum Zeitpunkt der Initiierung des Musters schlüssig erschien um zu überleben / nicht zu verzweifeln. Alle Muster sind also wertfrei. Einen Wert geben wir den Mustern als Gesellschaft bzw. was viel wichtiger ist als Individuum. Muster sind also sehr lehrreich. Umso hartnäckiger und folgenschwerer diese für ein „gutes Leben“ sind, umso lehrreicher. Schauen Sie also in den Spiegel und analysieren Sie warum Sie Ihre Ziele nicht erreichen. Es könnte an einem oder mehreren Mustern liegen, die als einst sinnvoll respektiert werden sollten, heute aber längst als Ballast abgeworfen werden sollten.