Lernen ist nie das, was man erwartet
13. Juli 2010 von admin
Ich erinnere mich gerade an ein etwas extravagantes Buch mit interessanten Ansätzen, das ich Anfang der Neunziger gelesen habe. Der Titel war „Die Lehren des Don Juan„. Darin beschreibt der gebürtige Peruaner und US-Amerikaner Carlos Castaneda seine spirituelle bzw. psychedelische Reise in die Mythologie eines eines uralten Volkes.
Die Yaqui-Indianer Mexikos pflegen seit wahrscheinlich Jahrtausenden ein hartes und teils lebensgefährliches Rauschgift-Ritual, bei dem den Protagonisten eine neue Sphäre und Lebenswelt zur Kenntnis kommt. Auf seinem Weg hin zu diesen „alternativen Wirklichkeiten“ lernt Carlos Castaneda einen alten Medizinmann und Zauberer kennen, der ihm dieses mythologische Erbe seines Stammes näher bringt. Als interessierter, unvoreingenommener, kritischer aber stets offener Schüler will Castaneda vollkommen eintauchen, die Erlebnisse mit möglichst klarem Verstand aufsaugen, um hinterher darüber für westlliche Augen und Ohren verstehbar berichten zu können.
Unabhängig, was man über derartige Trips denkt, hält der Dialog zwischen Castaneda und dem Schamanen einiges an Lebensweisheiten bereit. Das für mich seiner Zeit berührendste Zitat ist die Aussage des Indianers „Lernen“ sei „nie das, was man erwarte“. Es lohnt sich, diesen Gedanken kurz zu vertiefen.
In der Tat geht es bei dem Begriff des Lernens viel weniger um die Aneignung von Günther-Jauch-Antworten. Dieses „Ich-weiß-was“ möchte ich als Pauk-Wissen bezeichnen. Lernen im eigentlichen Sinne, nämlich verstanden als Reifeprozess, ist die eigentlich wertvolle Dimension für das eigene Leben. Und das ist etwas, was einem passiert, wenn man mit Aufmerksamkeit durch das Leben geht, zuhört, beobachtet und vor allem Erlebtes reflektiert. Das sind übrigens auch die wichtigsten Zutaten der Motivation: Aufmerksamkeit und Reflexion. Lernen ist nicht, das was man erwartet – es ist ein Prozess, der erst in der Retrospektive zu werten ist.